Thomas Draschan ist ein Weltenbauer. Der aus Linz stammende Künstler nimmt, was es schon gibt und macht daraus etwas Neues. In seinen meist großflächigen Collagen arrangiert der Sammler Postkartenausschnitte und Bilder aus Illustrierten aus den letzten Jahrzehnten neu. Studiert hat der Österreicher, der sich ursprünglich auf die Filmkunst konzentrierte, in Frankfurt an der renommierten Städelschule.
Kunst ist für Thomas Draschan immer auch Kommunikation mit dem Unbewussten. Im Jahr 2011 zierte zum Nationalfeiertag Österreichs eine elf mal sechs Meter große Collage Draschans die Wiener Hofburg. In dem Mamutwerk spielte Draschan mit österreichischen Stereotypen, die ihre Wirkung nicht verfehlten.
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10 Fragen an... Thomas Draschan
Wie war es, für das Motel One Wien-Westbahnhof zu arbeiten?
Ich habe mit dem Motel One Design Team in allen Details zusammen gearbeitet. So konnten wir die perfekte Integration der Arbeiten erreichen, ohne dass ich künstlerisch eingeschränkt war. Bisher war das die freieste und beste Zusammenarbeit, die ich bei einem so großen Projekt je erlebt habe.
An wen richtet sich Ihre Kunst?
Manchmal habe ich einen realen oder imaginären Adressaten vor Augen. In dieser konkreten Kooperation mit Motel One stelle ich mir vor, wie es ist über ein paar Tage ein Zimmer zu bewohnen: Der Gast muss die Kunst sehen, nicht der Galeriebesucher.
Wie kamen Sie vom Medium Film zur Collage?
Meine Filme waren analog. Für sie habe ich alte Archivfilme zu sogenannten "Found Footage Filmen" umgearbeitet. Die Schnitttechnik aus der zeitlichen Abfolge und der Sequenz, also im Prinzip eine Montage, erschien mir sehr nahe an der Collage. Man lässt zwei unterschiedliche Elemente aufeinander treffen, die miteinander reagieren. Wenn man Glück hat, explodiert die Mischung.
Woher beziehen Sie die Inspiration für Ihre Traumwelten?
Zunächst folge ich meinem persönlichen Geschmack und meinen Vorlieben. Viele meiner Arbeiten sind von einer Lektüre getriggert: Dekadenzliteratur, Werke von Flaubert oder Raymond Roussel.
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„Der Reisende erblickt eine phantastische Paralleldimension, die seine reale Reise in einen virtuellen Raum fortsetzt.“
Thomas Draschan
Wie kommen Sie an das oft Jahrzehnte alte Material, welches Sie in Ihren Collagen verarbeiten?
Ein großer Teil kommt vom Sammeln auf Flohmärkten, Antiquariaten und aus dem Internet. Meine Ideen entstehen dann immer als Antwort auf ein Fundstück. Als Sammler bin ich immer im Dienst und so habe ich einige wichtige Elemente für die Arbeiten im Motel One beim normalen Einkauf in entlegenen Ecken, in Vintageläden oder auf der Straße gefunden.
Warum sind vergangene Jahrzehnte so wichtig in Ihrer Kunst?
Nostalgie ist als Reaktion auf die schnelle Änderung unserer Lebenswelt entstanden. Das ist ein Aspekt. Ein Zweiter ist, dass die Gleichzeitigkeit von Epochen auf einen Blick eine Stärke der Collagetechnik ist.
Bei Collagen denken viele intuitiv an Schere und Klebstoff. Warum arbeiten Sie am Computer?
Letztendlich denke ich auch mit dem Computer ganz altmodisch in harten Kanten und klaren Schnitten wie mit der Schere. Aber ich würde niemals Unikate wie Amateur- oder Privatfotos zerschneiden. So entscheidet sich, ob eine Arbeit analog oder digital entsteht.
Wie fügt sich am Ende alles zu einer Collage zusammen?
Oft liegt Material jahrelang im Fundus. Dann finde ich wie durch einen Gedankenblitz ein Bild, welches die exakte Ergänzung zum Rest ist.
Welche wiederkehrenden Themen gibt es in Ihren Werken?
Eros, Thanatos, ewige Jugend und die Unendlichkeit.
Wie würden Sie die Bildästhetik Ihrer Werke bezeichnen?
Als eklektisch. Der Look hängst stark vom verwendeten Material ab.
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