Die beiden Illustratorinnen Joni Majer (ursprünglich aus Deutschland) und Nathalie Nierengarten (ursprünglich aus Frankreich) sind beide in Saarbrücken Zuhause. Trotz der unterschiedlichen kulturellen Backgrounds harmonieren ihre Werke wunderbar – und stecken voller Poesie.
Ihre Herkunft ist auch Thema der Kunst im Motel One Saarbrücken. Mit ihren schwarz-weiß Illustrationen zeigen die beiden hier, was den deutsch-französischen Mix Saarbrückens ausmacht – und lassen uns über typische Klischees schmunzeln.
10 Fragen an Joni Majer & Nathalie Nierengarten
Brezeln und Macarons, High-Heels und Trekkingsandalen: In Ihren Illustrationen für Motel One spielen Sie mit deutschen und französischen Klischees. Wie kam es zu der Idee?
Nathalie Nierengarten: Wir wollten Unterschiede und Merkmale beider Länder darstellen und haben tatsächlich mit Klischees gearbeitet, aber noch Poesie, Humor oder ein Augenzwinkern reingebracht.
Joni Majer: Wir haben in meinem Atelier bei Kaffee und Croissants unsere Gedanken reisen lassen. Diese Treffen waren immer sehr fruchtbar.
Was ist für Sie der größte kulturelle Unterschied?
N.N.: In Frankreich begrüßt man sich mit Küsschen, „faire la bise“ heißt es. In Deutschland drückt man sich. Das habe ich mir jetzt angewöhnt und ich muss immer wieder lachen, wie verwirrt die Franzosen davon sind!
J.M.: Franzosen haben das Talent zum Genießen, Deutsche das Talent zum Planen.
Nathalie, was ist für Sie als Französin typisch deutsch?
N.N.: Herzhaftes zum Frühstück.
Und was ist für Sie als Deutsche, Joni, typisch französisch?
J.M.: Eine charmante Portion Anarchie.
Sie kommen beide nicht aus Saarbrücken. Was hat Sie hierher verschlagen?
J.M.: Nach dem Abitur war ich einige Zeit in Frankreich und wollte dort studieren. Leider hat mich keine Uni genommen, so ging ich in die französischste aller deutschen Städte und blieb. Saarbrücken ist gut zu mir.
N.N.: Ich wollte Design studieren, am liebsten in einem anderen Land, um dazu noch eine Fremdsprache zu lernen. So ist Saarbrücken meine Herzstadt geworden, in der ich 16 Jahre sehr gern gewohnt habe.
Was macht die Stadt aus?
N.N.: Die Zweisprachigkeit. Ich sehe sie als eine klare Bereicherung. Im Café, auf dem Markt, in Clubs oder bei Kulturveranstaltungen: überall mischen sich Französisch und Deutsch auf eine sehr organische Weise. Das verbindet die Menschen.
J.M.: Saarbrücken ist freundlich, niemand fährt hier die Ellenbogen aus. Dieses wohlwollende Klima entspannt und bietet Raum sich auszuprobieren, auch in der Arbeit.
Gibt es für Sie einen Ort in Saarbrücken, der das französische und deutsche Lebensgefühl am besten vereint?
N.N.: Eher einen Moment im Jahr: wenn das deutsch-französische „Festival Perspectives“ statt findet.
J.M.: Die Saarbahn mit ihren bilingualen Ansagen, die die Länder ja tatsächlich verbindet.
Was macht Ihren Illustrationsstil aus?
N.N.: Ich zeichne poetische Motive mit schwarzer Tinte aus einem Rapidographen.
J.M.: Ein klarer Strich in schwarz-weiß mit verwirrtem Inhalt.
Wann haben Sie zu Ihrem Stil gefunden?
N.N.: Ich probiere ab und an mal etwas Anderes aus, aber immer wieder komme ich zu diesem Stil zurück, bei dem fühlt es sich einfach am besten an, entspannt und erfüllend.
J.M.: Indem ich aufgehört habe nach rechts und links zu gucken und zu zeichen, wie es mir Spaß macht.
Gibt es in Saarbrücken einen Ort, der Sie immer inspiriert?
N.N.: Nicht direkt einen besonderen Ort, aber beim Fahrradfahren durch die Stadt fühlt sich der Kopf richtig frei an.
J.M.: Saarbrücken liegt direkt am Wald. Da kommt man immer auf gute Gedanken.