Der Werdegang von Heike Simmer ist genauso facettenreich wie ihre Werke: 1982 in Bad Ems geboren, schlägt sie eine Laufbahn am Theater und in der Oper ein. Ihr Schauspielstudium führt sie nach Köln, wo sie seit 2004 lebt.
Dort arbeitete sie zunächst als Kostüm- und Regieassistentin und entschloss sich schließlich zu einem Malereistudium. Seit 2011 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig und konnte sich in unserem Motel One Köln-Neumarkt voll auspowern - bei einem konkreten Thema. Ungewöhnlich für sie, aber erfolgreich!10 Fragen an... Heike Simmer
Was war besonders am Auftrag im Motel One Köln-Neumarkt?
Die Dimensionen! In jeglicher Hinsicht war hier alles groß. In zweieinhalb Monaten stellte ich drei großformatige Malereien fertig, das größte Werk mit 4 x 8,32 Metern. In jedem Zimmer hängt eines meiner Bilder. Farbmassen, Schleifpapier, Pinsel und das Ausmaß der künstlerischen Freiheit waren riesig.
Sie übermalen Ihre Werke mehrfach. Was ist am Ende sichtbar?
Ich trage Farbe auf und nehme sie teilweise mit Schwämmen oder Schleifpapier wieder ab. Wenn etwa 20 Schichten aufeinander liegen, hinterlässt jede von ihnen Spuren, sie fließen ineinander, geben dem Bildraum Tiefe. Der Moment entscheidet, was bleibt, was überdeckt oder entfernt wird.
Wie fordernd ist dieser Entstehungsprozess?
Der Prozess ist entscheidend für mich. Mir darf nicht langweilig werden und ich wechsle die Technik, bevor ich verkrampfe. Zu Beginn powere ich mich körperlich aus, das hat etwas Performatives. In der Lobby des Hotels ist ein Making-of meiner Kunst zu sehen. Es zeigt, wie Farbauftrag, Geschwindigkeit und Technik variieren. Die fertigen Bilder lassen den komplexen Entstehungsprozess in ihr er zarten Erscheinung kaum erahnen.
Wo finden Sie Inspiration für Ihre Werke?
Das ist komplex und daher schwer zu beantworten. Wenn es gut läuft, ist das ganz einfach und fast überall möglich, aber sonst ist es harte Arbeit.
Wie haben Sie das Thema Kölner Dom im Hotel umgesetzt?
Meine Werke setzen sich mit den fließenden Elementen des Bauwerks auseinander, dem Licht im Innenraum, dem Wasser, den Wasserspeiern an der Außenfassade und dem flüchtigen Leben auf der Domplatte
Warum verstecken sich kleine Details wie Tiere in den Bildern?
Meine Malerei besteht aus drei Etappen: der abstrakten Fläche, geometrischen Formen und figurativen Details im abstrakten Raum. Die Herausforderung war, nicht narrativ zu werden, sondern das Sakrale und
die Flüchtigkeit des Moments − also Dom versus Domplatte − zu zeigen.
Welche Figuren verstecken sich in den Bildern im Hotel?
Objekte wie Tauben, Seifenblasen oder Wasserspeier verstecken sich innerhalb der abstrakten Flächen. Das kleinste Detail ist ein winziger Hund, der schnell übersehen werden kann.
Haben Sie sich auf diese Arbeit besonders vorbereitet?
Das Arbeiten mit einem konkreten Thema ist ungewohnt für mich. Am Anfang steht immer eine Atmosphäre. Es musste also gelingen, den Dom natürlich in den Prozess mit einzubinden. Ich fuhr daher jeden Tag auf dem Weg ins Atelier über die Domplatte, schaute mir das Gebäude von innen und
außen an und das Leben der Menschen dort. So entstand ein Archiv aus Eindrücken und Bildern. Das war mein Futter. Damit konnte ich arbeiten.
Was bedeutet Ihnen die Reaktion auf Ihre Kunst?
Toll ist, wenn das Betrachten meiner Bilder etwas mit dem Betrachter macht, wenn ich daraufhin kontaktiert werde, weil man mehr sehen oder wissen will.
Wohin schicken Sie kunstbegeisterte Besucher Kölns?
Man macht nach wie vor nichts falsch mit dem Museum Ludwig und dem Kolumba. Wer Lust auf experimentierfreudige kleine Räume hat, sollte sich über das AIC (Art Initiatives Cologne) einen Überblick verschaffen und die Temporary Gallery, das Strizzi und das PiK nicht missen.